Weihnachtswichtel für die Kinderhospize

in Schleswig-Holstein

Töpfern, basteln, zimmern, malen, stricken: Sämtliche Landfrauenvereine in Schleswig-Holstein sind aufgerufen, schon im Hochsommer mit der kreativen Herstellung von Weihnachtswichteln zu beginnen. Sie sollen beim Weihnachtsdorf Wanderup im Advent zu Gunsten notleidender Kinder versteigert werden. Mit im Boot ist auch die SG Flensburg-Handewitt.

Die Solidarität und Sympathie einer ganzen Region hat die SG Flensburg-Handewitt auch in schwierigen Jahren getragen – es ist nun an der Zeit, davon etwas an die Menschen, die hier leben, zurück zugeben“, sagt Holger Kaiser, seit einem Monat Geschäftsführer der SG. Maiken Johannsen-Ristau, Vorsitzende der Wanderuper Landfrauen, hat dem neuen Manager eine Gelegenheit dafür angeboten, die ihn spontan begeistert hat: Möglichst viel Geld wollen Landfrauen und Handballer für die drei Kinderhospize im Land – eines davon in Flensburg – mobilisieren. Dies soll, wie im Vorjahr, im Weihnachtsdorf Wanderup geschehen.

Dort wurden 2008 die schmiedeeisernen Blumen von zahlreichen Landfrauenvereinen aus ganz Schleswig-Holstein versteigert und fast 10 000 kleine Wichtel für eine Spende von jeweils einem Euro unter die mehreren zehntausend Besucher gebracht. Landfrauen und Wichtel werden auch bei der diesjährigen Hospiz-Hilfsaktion die entscheidenden Akteure sein – zumindest bis zur Eröffnung des einzigen Weihnachtsdorfs in Schleswig-Holstein am 27. November. Es wird dann zum vierten Mal zum Besuch einladen.

„Diesmal wollen wir Weihnachtswichtel versteigern. Deshalb rufen wir alle Ortsvereine im Land auf, Wichtel zu töpfern, zu basteln, zu zimmern, zu malen, zu handarbeiten oder auf andere Art und Weise zu kreieren“, sagt Birgit Feddersen, Vize-Vorsitzende des Landfrauen-Landesverbands. „Um für die Versteigerung geeignet zu sein, sollten die Wichtel eine gewisse Größe haben“, ergänzt Maiken Johannsen-Ristau. Ein gutes Beispiel sind die zwölf Holzwichtel, die für ein Ratespiel im Weihnachtsdorf 2008 von Wanderuper Grundschülern gestaltet wurden. Von den Lütten stammen auch die aus Modelliermasse gefertigten Prototypen, die Mitorganisator Walter Both für die Hospiz-Aktion vervielfältigen ließ.

„Jemanden zu bewichteln, heißt Gutes zu tun, und hat in Skandinavien eine lange Tradition, die hervorragend zum nicht-kommerziellen Charakter unseres Weihnachtsdorfes passt“, sagt Uwe Naffin, Chef des Wanderuper Team-Baucenters. Dort werden alle von den Landfrauen kreierten Wichtel ab Anfang November ausgestellt, dort soll auch die Versteigerung stattfinden.

Bei dieser Aktion kommen die Handball-Idole der SG Flensburg-Handewitt ins Spiel. Einige von ihnen werden nicht nur während der Versteigerung einige Stunden vor Ort für ihre Fans ansprechbar sein. Die Profisportler werden selbst einen Wichtel gestalten, begehrte SG-Artikel zur Versteigerung beisteuern, Glühwein und Kinderpunsch ausschenken. „Wir unterstützen diese Aktion voll. Mit den Spielern, die an diesem Tag zur Verfügung stehen“, betont Kaiser. An dem Wochenende stehen allerdings Nationalmannschafts-Lehrgänge an.

Schirmherr der Aktion ist ein noch prominenterer Sportler: Handballnationaltrainer Heiner Brand. „Als er hörte, welchem Zweck die Versteigerung dient, hat er sofort zugesagt“, sagt Maiken Johannsen-Ristau.

Schirmherr des Weihnachtsdorfs, bei dem sich ein ganzes Dorf als Gastgeber präsentiert, war im Vorjahr Bundespräsident Horst Köhler, der es für seine bundesweit vorbildliche Nachbarschaftlichkeit und gelebte Solidarität auszeichnete.

Genau diese, in früheren Handballzeiten bereits gelebten Tugenden will Holger Kaiser bei der SG fördern. „Ich habe der Mannschaft schon in meiner Antrittsrede gesagt: Ihr spielt auf dem Feld nicht für euch, sondern für die Menschen dieser Region, deren Begeisterung euch trägt.“

(Bericht: Anja Werner/sh:z 1.8.09, Foto: Staudt)

Weihnachtsdorf Wanderup war wieder erfolgreich: 13 000 Euro für schwerkranke Kinder

Eine so außergewöhnlich engagierte und verschworene Dorfgemeinschaft wie die der Wanderuper hätte die Unterstützung von Petrus verdient gehabt – erst recht wenn es um eine so wichtige Sache wie die Hilfe für schwerstkranke Kinder geht. Doch zur Versteigerung der Wichtel und Tannen am ersten Adventswochenende vorigen Jahres im Weihnachtsdorf Wanderup goss es kalt und in Strömen (wir berichteten). Die Versteigerung musste vorzeitig abgebrochen werden. Um so bemerkenswerter, dass durch diese und weitere Aktionen im Weihnachtsdorf Wanderup doch noch mehr als 13 000 Euro für die vier Kinderhospize im Land gesammelt werden konnten.

Die Spendenübergabe erfolgte jetzt an einem besonderen Abend. Beim Helferfest, bei dem nicht die Besucher, sondern die vielen Ehrenamtlichen, die auch bei schlimmsten Wetter für den Aufbau, das Gelingen und den Abbau der dreitägigen Veranstaltung im Einsatz waren, im Mittelpunkt stehen. Ihnen servierten die Vorstandsmitglieder des Weihnachtsdorf-Vereins Grünkohl, Kassler, Bier und Kurze satt.

„Das Weihnachtsdorf ist zu einer landesweiten Marke, der Wichtel zu ihrem Botschafter geworden – doch wir sind dieses Jahr auch an unsere Grenzen gestoßen“, sagte Vereins-Chef Walter Both. Gemeindevertreter Ferdinand Feddersen lobte das nochmals gesteigerte Engagement der Dorfbewohner. „Ich bin begeistert und stolz auf diese Einwohner. Wer beim Weihnachtsdorf nicht dabei ist, hat etwas verpasst“, betonte Feddersen.

Strahlende Gesichter gab es auch bei den Vertretern der Kinderhospize. „Wir können es kaum fassen, was in dieser kleinen Gemeinde geleistet wurde“, sagte Claus Korth, Vorsitzender des Vereins „Kinder auf Schmetterlingsflügeln“ aus Pansdorf in Ostholstein. Für das Rendsburger Hospiz freute sich Angelika Thaysen. Für Britta Reimann und Karen Scheevt vom Flensburger Katharinen-Hospiz war der Wanderup-Besuch fast ein Heimspiel. „Wir können uns für die Unterstützung des Weihnachtsdorfes in den vergangenen Jahren gar nicht genug bedanken“, sagte Reimann.

„Die Hilfe für schwerkranke Kinder wird für uns weiter Ansporn und Motivation bleiben“, versprach Walter Both. Es wird also auch 2010 am ersten Adventswochenende für drei Tage ein Weihnachtsdorf in Schleswig-Holstein geben.

Text: Anja Werner / sh:z